Sahelzone
Die Sahelzone befindet sich in Afrika südlich der Wüstengebiete der Sahara und nördlich der tropischen Regenwälder. Sie umfasst die Länder Burkina Faso, Mauretanien, Senegal, Gambia, Mali, Niger, Nigeria, Tschad, Sudan, Äthiopien, Eritrea, Somalia und Dschibuti.
Die Region zählt mit ihren etwa 360 Millionen Einwohner*innen zu den ärmsten der Welt. Häufige Dürreperioden führen zu Hungersnöten und erschweren das Leben in den Sahel-Ländern.
Bildung
Nur etwa 40% der Menschen in der Sahelzone können Lesen und Schreiben, wobei die Alphabetisierungsrate von 18% im Niger bis hin zu 75% im Sudan stark variiert. In Burkina Faso liegt diese Rate bei etwa 38%. Gründe, sowohl für die geringe Alphabetisierungsrate als auch für die geschlechterspezifische stärkere Benachteiligung von Mädchen und Frauen, sind kultureller, regionaler und finanzieller Natur.
Obwohl der Schulbesuch in der Regel kostenlos ist, können sich nur wenige Familien die Verwaltungsgebühren und die Ausgaben für Schulmaterialien leisten.
Für Kinder, die nur eine der vielen einheimischen Sprachen sprechen, wird ein Schulbesuch zusätzlich erschwert, da im Unterricht meist Französisch gesprochen wird. Klassengrößen von mehr als 100 Kindern sind die Regel und häufig sind weder eine grundlegende Infrastruktur wie Strom- und Trinkwasserversorgung noch ausreichende Sanitäranlagen vorhanden. Auch alltägliche Unterrichtsmaterialien wie Tafelkreide, Schulbücher oder Landkarten fehlen einem Großteil der Schulen und Bildungseinrichtungen.
Die Situation der Fachhochschulen und Universitäten ist ebenfalls problematisch: Im Durchschnitt gibt es in den Ländern der Sahelzone lediglich je zwischen einer und drei Universitäten. Des Weiteren führen die geringen öffentlichen Mittel zu schlechten Lernbedingungen sowie zu geringen Löhnen für Professor*innen, Dozent*innen und Angestellt*innen der Universitäten. Nicht zuletzt kommt der Hochschulbetrieb durch häufige Streiks regelmäßig zum Erliegen. Ein (Hoch-)Schulalltag ist unter diesen prekären Bedingungen kaum aufrechtzuerhalten. Aus diesen Gründen verlassen diejenigen Studierenden, die es sich leisten können die Sahelzone, um in einem der Nachbarländer mit besserer Infrastruktur zu studieren. Häufig kehren lediglich die Absolvent*innen zurück, die in Afrika studiert haben; diejenigen, die die Möglichkeit haben in Europa oder den USA zu studieren, versuchen meist dort zu bleiben. Neben dem öffentlichen Bildungssystem gibt es zunehmend islamische Koranschulen, Madrasa genannt, in denen die Kinder ausschließlich in arabischer Sprache unterrichtet werden.
Klima
Die Sahelzone ist durch ein sehr labiles Ökosystem gekennzeichnet: Schwankende Niederschlags- und Dürreperioden bestimmen die Lebensbedingungen der Bewohner*innen. Regenphasen wechseln sich unregelmäßig mit bis zu zehn Monaten anhaltenden Trockenperioden ab. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei über 20°C. Während der Trockenzeit weht zudem wochenlang ein trocken-heißer Wind, der sogenannte Harmattan. Dieser trägt Staub und Sand mit sich, was den Menschen ihr alltägliches Leben erheblich erschwert.
Zudem gefährdet die voranschreitende Desertifikation, bekannt als Sahel-Syndrom, die Lebenswelt der Menschen in der Sahelzone.
Lebensbedingungen und politische Lage
Der Großteil der Bewohner*innen der Sahelzone sind Bauern und Nomaden. Im nördlichen Teil der Sahelzone erlauben geringe Niederschläge und die spärliche Vegetation meist nur extensive nomadische Viehhaltung. Im Süden bauen die Menschen meist Hirse und Mais zur Eigenversorgung an. Zehn der dreizehn Sahelstaaten waren ursprünglich französische Kolonien und haben dadurch ein präsidiales Regierungssystem nach französischem Vorbild. Frauen- und Kinderrechte sind zwar gesetzlich verankert, werden jedoch kaum respektiert und umgesetzt, da viele Kinder arbeiten müssen, um ihre Familien finanziell zu unterstützen.
Die geografische Lage der Sahelzone, zwischen dem islamisch-arabisch geprägten Norden (Sahara) und der schwarzafrikanisch-christlich Region im Süden (Tropischer Regenwald), macht diese zu einem Krisenherd, in dem kulturelle, religiöse und ethnische Konflikte den Alltag der Menschen prägen.
Burkina Faso
Burkina Faso („Land des aufrichtigen Menschen“) ist ein Binnenstaat in Westafrika mit den Nachbarländern Mali, Niger, Benin, Togo, Ghana und der Elfenbeinküste. Heute leben dort etwa 19 Millionen Menschen – 1,5 Millionen in der Hauptstadt Ouagadougou.
Aufgrund der klimatisch schwierigen Bedingungen sowie politischen, sozialen und wirtschaftlichen Problemen gehört Burkina Faso zu den ärmsten Ländern der Erde.
2016 lag das Land auf Platz 185 von 188 Rängen des „Human Development Index“ der Vereinten Nationen, einem sogenannten Wohlstandsindikator der das Bruttonationaleinkommen pro Kopf, die Lebenserwartung der Bewohner*innen sowie die Dauer der Ausbildung der Mitgliedsstaaten der UN vergleicht.
Entwicklung
Nach der französischen Kolonialisierung erlangte Burkina Faso 1960 unter dem Namen „Republik Obervolta“ seine Unabhängigkeit. Die folgenden Jahrzehnte waren dennoch durch anhaltende politische Instabilität wie Volksaufstände, Putsche und Korruption geprägt.
Erster Präsident der präsidialen Republik wurde Maurice Yaméogo, der jedoch aufgrund seines diktatorischen und verschwenderischen Regierungsstils bereits 1966 nach Streiks und Massenprotesten gestürzt wurde. Der darauf folgenden Militärregierung gelang es die finanziellen Schwierigkeiten des Landes einigermaßen zu überwinden und verabschiedete 1970 eine neue Verfassung mit anschließenden Neuwahlen. Doch auch nach weiteren Putschen des Militärs in den Jahren 1974 und 1980 stabilisierte sich die politische Lage nicht. Unter der Führung eines sozialistischen Revolutionsrats löste sich das Land unter neuem Namen, Burkina Faso, und neuer Flagge 1984 endgültig von seiner kolonialen Vergangenheit. Als Folge des weltpolitischen Drucks begann 1990 die Demokratisierung des Landes; es entstand die „Vierte Republik“ nach französischem Vorbild mit Blaise Compaoré als Präsident. 2014 entmachtete das Militär die Regierung unter dem umstrittenen Präsidenten, der mit einer Verfassungsänderung seine fünfte Amtszeit erzwingen wollte.
Bei den Parlamentswahlen im Dezember 2015 wurde Roch Marc Christian Kaboré Präsident und Paul Kaba Thieba Ministerpräsident. Seitdem ist die politische Situation des Landes relativ stabil.
In den letzten Jahren gab es mehrere terroristische Attentate mit radikal islamistischem Hintergrund. Im Januar 2016 sowie August 2017 kamen bei Anschlägen auf Restaurants rund 50 Menschen ums Leben. Zuletzt wurde im März 2018 die Zentrale der Streitkräfte und die französische Botschaft in der Hauptstadt Ouagadougou angegriffen, bei der 30 Menschen dem Terror zum Opfer fielen.
Gesellschaft
Burkina Faso ist seit jeher ein Land mit großer ethnischer und religiöser Vielfalt. Die Dogon beispielsweise waren bereits 1000 n. Chr. im heutigen burkinischen Gebiet ansässig. Ab dem 12. Jahrhundert kamen ethnische Gruppen aus dem heutigen Ghana und Mali – so zum Beispiel die Mossi. Diese bilden heute mit etwa 40% die zahlenmäßig stärkste und politisch dominierende Ethnie. Weitere Ethnien sind u.a. die Bobo (14%), die Senufo (9%), die Gulmancema (8%) und die Tuareg (7%). Neben der Amtssprache Französisch werden rund 60 einheimische Sprachen gesprochen.
Mit rund 60% bildet der Islam die größte Religionsgemeinschaft in Burkina Faso, 23% der Bevölkerung sind Christen und knapp 15% Anhänger afrikanischer Religionen. Trotz dieser Vielfalt ist das Zusammenleben der ethnischen und religiösen Gruppierungen friedlich geprägt.
Wirtschaft
Burkina Faso ist eines der ärmsten Länder der Welt: Etwa die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze. Die Bevölkerung in den Dörfern betreibt meist eine Subsistenzwirtschaft: Obst, Gemüse und Getreide werden für den Eigenbedarf angebaut. Der Großteil der Stadtbevölkerung verdient seinen Lebensunterhalt mit informellem Handel auf der Straße. Wichtige Exportgüter sind Erdnüsse, Rinder und vor allem Baumwolle, letztere macht 50% der Exportmenge aus. Zunehmend ungünstigere klimatische Bedingungen erschweren allerdings eine ertragreiche Landwirtschaft und lassen den Export stark schwanken.